Zwar
zustimmend beeinflusst durch den "Flaschentrockner" von
Duchamp und durch Werke von Beuys (Museum Darmstadt) wurden
allerdings Galerien-, Kunstmarkt- und Museumsbesuche ab 1980
weitgehend eingestellt (außer Museum Wiesbaden mit der
Jawlenski-Dauerausstellung), als ich erkannte, dass mir
zeitgenössische Kunst nicht oder wenig zusagte. Ermunterung
dazu
fand ich bei FERDINAND PORSCHE:
"Am Anfang schaute
ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht
finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen" (Zitat
aus STERN, 2003). Des ungeachtet verfolgte ich Kunstgeschehen und
-entwicklung in den Medien (Bücher, TV, "Kunstzeitung";
selten documenta Kassel, Art Frankfurt oder Köln).
Zentrales
Anliegen ist mir die Darstellung nicht in 2 oder 3, sondern in 4
Dimensionen (Raum und Zeit [zwar physikalisch nicht absolut korrekt,
aber für meine Zwecke brauchbar]) als "Leben",
"Spurensuche" und "Spurensicherung", wobei eigene
Erlebnisse -- so wie es zum Beispiel Goethe und andere aus der
Literatur, Musik oder bildenden Kunst vorgelebt haben -- im
Vordergrund stehen, die aber auch (was oft unbeachtet bleibt)
Allgemeingültigkeit besitzen können. "Bilder
können
vielleicht auch ohne Geschichte gemalt werden. Aber dann würde
die Kunst stagnieren, und Malerei wäre nichts als Malerei, und
keine Kunst" (LÜPERTZ in "Markus
Lüpertz
im Gespräch mit Heinz Peter Schwerfel.- Kunst heute, 4, 85 S.
(S. 60); (Kiepenheuer &Witsch) Köln
1989). Werkbezeichnungen wie "ohne Titel",
bei
denen die Interpretation dem Betrachter überlassen wird, auch
solche Titel, die entweder Künstler selbst (wie z.B.
Klee,
Jawlenski), oder Kuratoren, Museumsleiter oder Galeristen nachträglich
hinzufügen, sind mir
zuwider. Als
Gestaltungsmittel wurden fast ausschliesslich bei selbsterlebten
Ereignissen aufgesammelte objets trouvés und
Gegenstände
aus früheren eigenen Lebensabschnitten verwendet. Die
Materialien wurden bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht
verändert
(Goldbronze; Ölfarbe; Klarlack und Pantarol als Rostschutz).
Sie
wurden weder zurechtgebogen, gekürzt, behauen,
abgesägt,
verdreht, gehämmert noch dem Kunstzeitgeschmack modisch
angepasst, volkstümlich verändert, kunstschmiedeartig
oder
kunsthandwerklich bearbeitet, nur in wenigen Fällen wurden
lockere Nägel angeschweißt und bei allen Objekten
Schmutz,
Asche oder dicker Rost entfernt.
Die
erste größere
Collage war „Don Quichotte“ (1980) mit den
üblichen
Materialien aus Eisen, Kunststoff, Steinen, Schneckenschalen u. a.,
die auf Strassen und im Gelände gefunden worden waren. Zum
ersten Mal benutzte ich zur Bildabgrenzung größere,
schwarze, 6,5 cm hohe und breite, im Winkel von 45° nach
außen
weisende Profilleisten als Holzrahmen, die an die Umrandung
(„Kartusche“) der altägyptischen
Königshieroglyphen
erinnern sollten. Ich übernahm den Begriff, der auch in der
Waffentechnik verwendet wird, für meine Bilder: Kunst wird wie
ein Geschoss mit Hilfe einer Kartusche (Pulverladung) oder aus einer
Kartusche (im Sinne von Granathülse, cartridge, cartouche)
nach
der Explosion herausgeschleudert. Später verwendete ich
für
meine „Kartuschen“ auch zwei 6,5 cm dicke
Profilleisten,
die mit Hilfe eines Vierkantholzes einen auf 13 cm erhöhten,
schwarz oder rot lackierten Holzrahmen bilden (Ausnahme: orange bei
dem Bild von J.- Chr. Ammann als „Agent Orange“),
welcher
die Konzentration auf den Bildinhalt verstärken soll.
Künstlerisch
beeinflusst wurde ich vor allem durch Beuys, Bukowski, Camus, Dix,
Duchamp, v. Gogh, Jawlensky, Kafka, Kandinsky, Metken,
Modersohn-Becker, Pollock, Rothko , Schopenhauer, R. Walser, bronze-
und jungsteinzeitliche Kykladen-Kunst, Höhlenmalereien und
Artefakte der Steinzeit. In der Ausübung von Kunst lehne ich
Aggression, Dada, Dekor, Esoterik, Gag, Garbage, Klamauk, Masche,
Mimesis, Ornament, Porno, Provokation, Schamanismus, Sensation,
Skandal, Spektakel und Stillleben ab, alles Mittel, die gerne bei der
Entstehung, Beurteilung, Ausstellung, An- und Verkauf von Kunstwerken
eingesetzt wurden und werden. Mir sind demgegenüber
Authentizität, Autobiografie und Sozialkritik die
entscheidenden
Faktoren der Kunstausübung.
Spontane
(im Sinne der
ursprünglichen Forderung des Surrealisten Bréton),
ästhetisch geordnete oder willkürliche Akkumulationen
von
Gegenständen aller Art, wie sie auf Materialbildern (s. Beuys,
Schwitters, Tatlin), in Galerien und Museen auf dem Parkett oder an
den Wänden, auf Plätzen und in Parks
vorgeführt
werden, finden bei mir kein Verständnis. Falls ungeordnet,
gleichen sie mir der Müllverteilung nach Erdbeben,
Wirbelstürmen, Springfluten oder Bombenangriffen, falls
bewusst
sortiert und ausgewählt, den überaus
bewundernswerten,
allerdings durch Instinkt geordneten Arrangements bunter
Fundgegenstände auf Balzplätzen (Tennen) durch
Laubenvögel
aus Neuguinea und Australien, vor allem des Blauschwarzen
Seiden-Laubenvogels Ptilonorhynchus violaceus, die teilweise sogar
ihre Lauben mit schwarzen oder blauen Farben beschmieren, z.B.
Holzkohle und Speichel, Beerensäfte. (E. Th GILLIARD: Birds of
Paradise and Bower Birds.- 485 S.;(Weidenfeld & Nicholson)
London
1969; V. MORELL und T. LAMAN: Nur für dich, mein Schatz.
Laubenvögel.- National Geographic, 7, S. 82-95; Hamburg 2010).
Ähnlich gelagert sind die stark beeindruckenden, farbigen, mit
Tempera gemalten, abstrakten Papierbilder des Schimpansen CONGO
(*1954) des Londoner Zoos, der zwischen 1956-58 etwa 400 Zeichnungen
und Bilder angefertigt haben soll (s. GOOGLE, „Chimpanzee
congo
painting.jpg“; DESMOND MORRIS: Biologie der Kunst.-195 S.;
(Rauch) Düsseldorf 1964, und „Das Tier
Mensch“.- 223
S.; (vgs) Köln 1994). Die beiden Fälle zeigen, wie
notwendig es ist, instinktgesteuerte von bewussten humanen Handlungen
(Erlebnisse, Bewertungen, Stellungnahmen, Betroffenheiten) zu
trennen, es sei denn, es stört die Kunstszene oder den
Kunstmarkt nicht, wenn sich bestimmte Werke scheinbar als nichts
anderes oder offenbar wohl kaum mehr als farbverschmierte Astlauben,
geschmückte Balztennen oder ähnlich den von Affen
oder
Elefanten instinktiv gepinselten Abstraktionen zu erkennen geben.
Entscheidend bei
der
Entstehung meiner diskutierten oder zu diskutierenden Materialbilder
war auch der Umstand, dass sie, von 1963 an bis zu meiner Trennung
von der Familie 1986, in einem Speicherraum (ca. 3 x 3 m, mit
schrägem Ziegeldach, kaum Schutz vor Hitze und Kälte)
gemacht wurden.
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